Die Verfahren zur Goldgewinnung

Die Verfahren zur Goldgewinnung

Anders als die meisten Metalle, ist Gold ein Metall, dass in der Natur meistens gediegen vor kommt. Das bedeutet, dass es zur Goldgewinnung nicht von Erzen gelöst werden muss. Es kann also direkt aus dem Gestein gefiltert werden. Die Verfahren zur Goldgewinnung sind jahrhundertealt. Und so musste auch erst der Blick auf die Natur über die Jahre erst heranwachsen. Die klassischen Verfahren, um das gelbe Edelmetall zu gewinnen, sind nämlich alles andere als umweltfreundlich. Aber auch für den Menschen sind die klassischen industriellen Verfahren sehr risikobehaftet. Zu den klassischen Methoden gehören die Goldwäsche, das Amalgamverfahren und die Cyanidlaugerei. Bei den beiden letzteren kommt zur Lösung des Goldes Quecksilber und Blausäuresalz zum Einsatz. 

Klassische Verfahren zur Goldgewinnung:

Goldwäsche

Die Goldwäsche ist das historisch wohl erste Verfahren, um Gold zu gewinnen. Gold durch Schwenken in speziellen Pfannen zu gewinnen, wird heute nur noch von Hobbysuchern und Glücksrittern betrieben. Das Problem hierbei ist der große Streuverlust. Erst durch chemische Prozesse konnte mehr Gold gewonnen werden. Industriell dient die Goldwäsche nur noch als Schritt vor dem eigentlichen Verfahren. Gestein, Sand oder Schlamm werden gefiltert und unter Hochdruck gereinigt. Danach kommen sie in die weitere Bearbeitung. So wie im Amazonas. Dort hinterlassen die großen Maschinen der oft illegalen Aktionen eine Mondlandschaft. Vom Urwald ist an vielen Stellen dank der modernen Goldwäsche nichts mehr zu sehen.

Amalgamverfahren

Bei der Goldgewinnung durch das Amalgamverfahren wird Schlamm und Gesteinssand, das Gold in sich trägt, vorgewaschen beziehungsweise gemahlen. Anschließend wird es intensiv mit flüssigem (und giftigem) Quecksilber vermischt. Kleinste Goldkörner vermengen sich mit dem flüssigen Quecksilber und verbinden sich sich mit ihm. Aus dem Gold und Quecksilber-Gemisch entsteht eine silberne Legierung, das Amalgam. Das Amalgam geht daraufhin zu Boden und kann dort unkompliziert entnommen werden. Im folgenden Schritt wird das Amalgam auf 360 Grad erhitzt. Quecksilber hat einen sehr niedrigen Schmelz- und Siedepunkt. Bei 360 Grad wird es gasförmig (Sublimation) und zurück bleibt das Rohgold. 

Cyanidlaugerei

Bei diesem klassischen Verfahren zur Goldgewinnung wird die Bodenanalyse zunächst aus dem finanziellen Blickwinkel betrachtet. Erst wenn ein Boden mindestens 0,9 Gramm Gold pro Tonne enthält, ist dieser für die Cyanidlaugerei wirtschaftlich rentabel. In diesem Verfahren der Goldgewinnung werden die Gesteine zunächst gemahlen und aufgeschichtet. Anschließend sickert eine sauerstoffhaltige Natriumcyanid-Lösung durch das staubfeine Gestein. Das eigentlich sehr reaktionsträge Gold bildet dabei jedoch mit dem Cyanid eine Komplexverbindung. Gebunden fließt das Gold als Gold-Cyanid-Komplex in Auffangbecken. Es handelt sich dabei um ein hochgiftiges Sickerwasser. Die Lösung wird gefiltert und durch Zugabe von Zinkstaub gefällt. Der daraus entstandene braune Schlamm wird durch Reduktion zu Rohgold.

Gefährliche Produktion

Beide Verfahren sind für Mensch und Umwelt gefährlich. Quecksilber ist giftig. Da es schnell verdampft, kann es zum unbemerkten Einatmen des Schwermetalls kommen. Quecksilberdämpfe entstehen schon bei geringer Temperatur in gefährlicher Konzentration. Bereits intensiver einmaliger Kontakt kann zu Beschwerden führen. Auch der direkte Hautkontakt ist zu vermeiden. Schlimmste Folgen bei dauerhaften Kontakt sind schwere Magen- und Darmkoliken sowie blutige Durchfälle, Nierenversagen, gravierende Schädigungen des zentralen Nervensystems sowie Begleiterscheinungen wie Störungen der Motorik oder Gewichtsverlust. Abgeführt in den Boden schadet es diesem und den Flussgebieten. Quecksilber reichert sich in Fischen an, die von verschiedenen Tierarten und von Menschen gegessen werden. Zur Gewinnung von nur einem Gramm Gold benötigt man ein ganzes Kilogramm Quecksilber.

Da die Cyanidlauge unter freiem Himmel gelagert werden muss, ist dies gefährlich für Mensch und Umwelt, z.B. durch eventuelle Brüche der Becken. Tritt man mit Blausäure in Kontakt, kann dies in Sekunden zum Tod führen. Im Jahr 2000 in Rumänien in Baia Mare sowie 2011 in türkischen Kütahya kam es zu schlimmen Unglücken. Folge waren 2000 eine verseuchte Donau und weitreichende Umweltschäden. Um weitere und ähnliche Unglücke zu verhindern, wurden neue Methoden entwickelt, die der Umwelt und dem Menschen weniger schaden zufügen können und ungefährlicher sind. Verfahren, mit denen Gold wiederverwendet werden kann. Dem sogenannten Edelmetallrecycling.

Edelmetallrecycling – Was ist das?

Edelmetallrecycling ist die Rückgewinnung von Feinmetallen aus den unterschiedlichsten edelmetallhaltigen Scheidegütern und erklärt sich wie folgt: Edelmetall, als Beispiel Gold, befindet sich in einem Schmuckstück als Legierungsanteil und soll zurückgewonnen werden. Man möchte es erneut für andere Zwecke verwenden. Alle Werkstoffe, die einen relevanten Anteil Gold enthalten, können also erneut als Goldquelle zum Recycling dienen. Das Edelmetall kann ebenso aus Zahngold, Elektroschrott oder technischen Goldträgern zurückgewonnen werden.

Heute bieten die modernsten Möglichkeiten sehr hohe Recyclingraten und die nötige hohe Reinheit. Weltweit bestehen 27 Prozent der Goldvorräte aus recyceltem Gold. Durch das steigende Umweltbewusstsein wächst auch die Nachfrage und somit der Markt. Recyceltes Edelmetall steht Primärquellen im Preis und Qualität in nichts nach, denn als Element des Periodensystems zählt ausschließlich die Reinheit und nicht der Ursprung. Recycelt werden kann Altgold in technisch relevantem Umfang nur in Scheideanstalten wie in der Norddeutsche Edelmetall Scheideanstalt. Hier kommen moderne industrielle Verfahren der anorganischen Chemie zum Einsatz, um das Gold zurückzugewinnen.

Anodenschlammverfahren

Ein modernes Recyclingverfahren bildet das Anodenschlammverfahren. Dieses Verfahren ist heute am verbreitetsten. Die elektrochemische Methode bietet die Möglichkeit besonders reines Edelmetall zu erhalten und ist in seiner Durchführung umweltfreundlich, da auf giftige Substrate wie Quecksilber oder Cyanide verzichtet werden kann. Um das Edelmetall in Reinform zu gewinnen, wird es elektrolytisch abgeschieden. Über zwei Elektroden, Kathode und Anode, wird in einem flüssigen Elektrolyten mittels eines definierten Stroms eine Ionenwanderung ausgelöst. Als Anode wird das unreine Metall verwendet. Als Elektrolyt dient die Lösung eines Salzes des betreffenden Metalls. Die gegensätzliche Ladung der beiden Elektroden bewirkt, dass sich die Goldionen an der Kathode und, bei ihrem Lauf durch den Elektrolyten, auch als Anodenschlamm sammeln während sich die Begleitelemente auflösen. Aus diesem Schlamm wird anschließend das feste Edelmetall gewonnen und wiederverwendet. Diese elektrochemische Reinigung wird auch elektrolytische Raffination genannt.

Königswasser

Für Gold, welches metallisch oder als Legierung vorliegt, gibt es nasschemische Verfahren mit der Lösung durch Königswasser. Da Gold von den meisten Säuren nicht angegriffen wird, braucht es besonders starke und oxidierende Säuren, um Gold zu lösen. Königswasser besteht aus Salzsäure und Salpetersäure im Verhältnis drei zu eins. Gold oxidiert in dieser Lösung bereits bei Raumtemperatur. Das aufgelöste Gold wird zu Goldtetrachloridsäure und muss anschließend im Separationsverfahren von anderen Metallen abgeschieden werden. Da mit extrem reaktiven und konzentrierten Säuren gearbeitet wird, ist diese Verfahrensweise anspruchsvoller für Arbeiter und Umwelt. Dieser Anspruch wird bei der Norddeutsche Edelmetall Scheideanstalt durch unser Fachpersonal erfolgreich umgesetzt.

Titelbild: maxpixel