Wohin mit dem alten Schmuck?
Schmuck ist oft mit Gefühlen beladen. Ganz egal, ob altmodisch oder antiker Oma-Schmuck – damit du ihn wirklich gern anlegst, muss er dir gefallen. Er muss seinen Wert nicht nur deiner Umgebung mitteilen, sondern vor allem deinem Gefühl entsprechen. Wir kennen es alle:
- Es gibt das Paar Lieblings-Ohrringe,
- die Kette, die immer mit muss,
- den Ring, der nicht fehlen darf.
- die Armbänder, die sich aufs Handgelenk reihen
Das fette Armband meiner Mutter ist mir einfach zu groß. Und mancher Schmuck überlebt einfach nicht die Veränderungen unserer Persönlichkeit. Die Zeit bringt es mit sich, dass ich den dünnen Ring aus meiner Jugend jetzt einfach als zu klein, zu wenig und überflüssig finde. Ich trage ihn nie, seit Jahren bereits. Inzwischen liegt er in der Schmuckschatulle im untersten Eckchen. Mein kleiner, alter Ring ist aus 333er Gelbgold, wiegt fast nichts, und war auch nicht so besonders teuer. Ich weiss aber noch, zu welcher Gelegenheit ich ihn bekommen habe und das war eine der etwas verklemmten Familienfeiern, die ich im Teenie-Alter so verachtet habe.
Es kommt so einiges zusammen, wenn ich mein altes Schatzkästlein durchsehe. Einige dünne, zu kurze oder zerrissene Kettchen. Ohrringe, von denen nur noch einer da ist. Anhängermotive, die ich mal toll fand, aber jetzt völlig deplaziert an mir finden würde. Peinlichkeiten, weil seitdem mein Geschmack sich gewandelt hat. Oder weil solcher Schmuck mal als cool und ungewöhnlich empfunden wurde – aber nur kurz. Was habe ich gesurft, um ein Paar Drachen-Ohrringe zu finden. Nun liegen sie da, die Ohrmuttern fehlen. Außerdem sind sie viel zu schwer. Richtig unpraktisch zu tragen – im Büro geht es gar nicht. Das Motiv nicht und die fetten Dinger stören auch noch beim Telefonieren.
Oma-Schmuck liegt natürlich auch noch bei mir herum. Die breiten Armbänder, aus den 60er Jahren. Die habe ich selbst nie getragen. Als ich jünger war, waren zarte, dünne Ringe und Armreifen der Trend. So ein breites, protziges Ding hätte ich nie angelegt. Jetzt probiere ich es nochmal an und es ist schwer am Handgelenk. Es sieht schon irgendwie toll aus – traditionell gelbglänzende Wertanlage. Das dachte jedenfalls Oma. Sie hat es immer in Ehren gehalten. Als Notreserve für den 3. Weltkrieg. Ich habe es vor einiger Zeit schon von meiner Mutter bekommen und nach ihrem Tod einfach weggelegt. Neulich habe ich auf einem der Goldrechner mal ausgerechnet, dass ich mir für das Gold tatsächlich was leisten kann.
Eine Reise würde in Frage kommen. Statt Staub im Schmuckkästchen dann lieber Erlebnisse sammeln. 1.000 oder 2.000 Euro für diese Dinger und ich könnte Stockholm besuchen, Kopenhagen auf dem Rückweg mitnehmen und gut eine Woche Skandinavien erleben. Das wäre mir mehr wert, als das olle Gold in der Schatulle. Ich könnte Luft holen. Und keine Angst mehr, dass ein Einbrecher das Kästchen findet und alles einfach weg ist, ohne dass ich etwas davon hatte.
Beim näheren Ansehen meiner Schmuckstücke muss ich zugeben, dass ich nicht ohne Hintergedanken kaum noch Schmuck getragen habe. Wenn ich meine alten Ringe, Ketten und Ohrringe ausprobiere, finde ich immer was zu meckern. Das ein oder andere ist einfach defekt – Beule drin, weil billige Hohlware – aber teurer war damals nicht drin. Ketten gerissen, aber auch 333er Gold werfe ich doch nicht weg! Freundschaftsringe von Freunden, mit denen es schon seit Jahren keinen Kontakt mehr gibt. Wie gefühlsselig man manchmal war – und wie wenig sich über die letzten 10 oder 20 Jahre erhalten hat an Freundschaften. Eigentlich traurig – aber mir tut es gar nicht richtig leid. Es fühlt sich jetzt richtig an – ich will keinen Kontakt aufnehmen zu den Verflossenen. Sie ihrerseits vermutlich auch nicht.
Also ist jetzt mal Aufräumen angesagt!
Gelbgold, Weißgold, Silber, Platin
Alles daraus lässt sich zu Geld machen. Und ich kann mir Neues leisten! Diesmal das etwas schwerere Stück, nicht nochmal den günstigen Plunder. Immerhin habe ich und auch meine Mama und die Oma immer auf Edelmetalle geachtet. Die wenigen Stücke Modeschmuck, die noch herum liegen, sind tatsächlich entweder Stahl oder Messing oder sogar nur Zinn. Kann gleich in die Wertstoff-Tonne. Die anderen probiere ich mit neuem Elan aus und bringe sie dann zum Goldankauf in die Scheideanstalt.
Zeitgemäß und modern
Ich bin nun auch eine Frau im besten Alter – jetzt will ich nichts haben, was mich älter erscheinen lässt und nichts, was zu meiner jetzigen Statur nicht mehr passt. Etwas größer, etwas schwerer, als es früher war – aber ganz bestimmt nichts von Oma. Damit sehe ich dann ZU alt aus.
Individuell oder Massenware
Massenware, günstig hergestellt, Pandora-mäßig aus wenig Edelmetall und in haufenweise Varianten vorhanden – dazu habe ich auch keine Lust mehr. Ich weiss inzwischen, was mir steht. Kein Herumprobieren mehr, nur noch das Beste für mich! Markenware, die ich schon immer schön fand – Tiffany’s oder Cartier – das behält immer seine Liebhaber und ist deshalb auch später mal zu schade für den Goldankauf. Die Klassiker solcher Marken finden immer über Onlineangebote ihre nächste Trägerin. Damit wären sie sogar eine gute Investition. Aber die Stücke vom Goldschmied, die ich zusammen mit meinen eigenen Steinen anfertigen lasse – die sind selten. Und mir liegen sie am Herzen.